Thüringer Staatskanzlei am 18. August 2023
Andrea Lein aus Ohrdruf, Paulus Nettelnstroth aus Schkölen OT Hainchen, Sylvia Schäfer aus Gotha OT Siebleben und Dr. Johanna Voigt aus Arnstadt werden mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird Ministerpräsident Bodo Ramelow die Ehrung am kommenden Mittwoch, den 23. August 2023, ab 14 Uhr im Kaisersaal in Erfurt vornehmen.
„Ich freue mich heute, gesellschaftliches Wirken in seiner Vielfalt würdigen zu können. Die neuen Ordensträgerinnen und –träger eint, dass sie berufliches Wirken und das Engagement für die Allgemeinheit eng verbunden haben. In mehreren Fällen wirft die Auszeichnung das Licht auf ein Lebenswerk“, so Ministerpräsident Bodo Ramelow vorab.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen, von der Veranstaltung zu berichten. Anmeldungen bitte an: medieninformation@tsk.thueringen.de.
Zudem stellen wir zeitnah nach der Veranstaltung Fotos unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.dropbox.com/scl/fo/x7gcagfwfd6gp6tcpi3xw/h?rlkey=k5soxofrjjpmnl74bf13c6ze5&dl=0
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Dr. Johanna Voigt aus Arnstadt wird für ihr politisches Wirken im Sinne der Friedlichen Revolution sowie ihr aufopferungsvolles Engagement als Ärztin mit dem Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Dr. Johanna Voigt ist Ärztin aus Leidenschaft. Die gebürtige Stettinerin war seit 1965 bis zur Friedlichen Revolution als Fachärztin für Allgemeinmedizin in der damaligen Poliklinik in Arnstadt tätig. Anschließend praktizierte sie als niedergelassene Ärztin und ist bis heute eine echte Institution in Arnstadt. Das gilt insbesondere für die Wendezeit der Stadt, die sie durch ihr politisches Engagement maßgeblich mitprägte.
Schon in der Oberschule machte Dr. Johanna Voigt durch ihre kritische Haltung zur damaligen DDR auf sich aufmerksam. Sie reflektierte das politische und gesellschaftliche System und stellte sowohl im Rahmen der Jungen Gemeinde als auch später bei den Kirchentagen unbequeme Fragen. Als sich die Vorboten der Friedlichen Revolution abzeichneten, war sie die erste, die das Verlangen zur Gründung einer Bürgerbewegung des Neuen Forums in Arnstadt artikulierte.
Rückblickend ist es keineswegs übertrieben zu sagen, Dr. Johanna Voigt prägte durch ihr Engagement die politischen Entwicklungen in Arnstadt zum Ende der DDR maßgeblich. Sie hielt unter anderem Reden auf dem Theatervorplatz zur ersten freien Mai-Kundgebung im Jahr 1990, warb Mitglieder für das Neue Forum und brachte sich und ihre Ideen bei den Gesprächen am Runden Tisch ein. Für die damals 56-Jährige stand in dieser Zeit des demokratischen Umbruchs fest, dass sie bei den ersten freien Wahlen für das Neue Forum kandidieren würde.
Dr. Johanna Voigt zählt bis heute zu den mutigen Frauen und Männern der Stadt, die laut für freie Wahlen, Presse- und Meinungsfreiheit sowie Menschenrechte eintraten und sich weiterhin für diese demokratischen Errungenschaften stark machen.
Von 1990 bis 1994 im Zuge eines folgerichtig errungenen ehrenamtlichen Wahlmandats in der Kommunalpolitik tätig, entschied sie sich anschließend, ihr Hauptaugenmerk erneut auf die Medizin zu richten. Bis vor wenigen Jahren – und damit weit über das übliche Renteneintrittsalter hinaus – praktizierte Dr. Johanna Voigt als niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten liegt ihr allerdings bis heute am Herzen. Konsequenterweise kann sie sich auch jetzt noch nicht gänzlich von ihrer Berufung lösen. Dr. Johanna Voigt ist weiterhin im Stadtbild von Arnstadt zu sehen und auf ihrem Fahrrad bei Wind und Wetter auf dem Weg zu ehemaligen Patientinnen und Patienten anzutreffen.
Bei all ihrem politischen und medizinischen Engagement schlägt ihr Herz auch für das historische Arnstadt und insbesondere für die Oberkirche, für deren Erhalt sie sich im Verein „Oberkirche Arnstadt e.V.“ einsetzt.
„Das politische und gemeinwohlorientierte Wirken von Dr. Johanna Voigt kennt wahrlich keine Grenzen und ist beispielgebend sowie aller Ehren wert. Derartige Lebensbiografien erinnern uns daran, was die Menschen in der DDR in der Zeit der Friedlichen Revolution geleistet haben und wofür es sich bis heute zu kämpfen lohnt. Der Erhalt der Demokratie und die Arbeit an einem lebenswerten, gesellschaftlichen Zusammenleben“, so Ministerpräsident Ramelow.