Erstmals seit langer Zeit erklang wieder Streichmusik in der Oberkirche. Vom 12. bis zum 14. 09. fanden hier die Arnstädter Cellotage statt. Das renommierte, aus fünf Cellisten bestehende Münchner Vuillaume-Ensemble spielte mit Schülern des Musikgymnasiums Belvedere Weimar. Insgesamt 200 Besucher erlebten ein ungewöhnliches Experiment.
Die Idee hatte der Verein oberkirche arnstadt e.v.: eine Konzertreihe der Begegnungen und Überraschungen. Am Freitag um 16.00 trafen sich vier Celloschüler aus Weimar und die fünf Münchner Musiker zum ersten Male. Über die einzuspielenden Stücke hat man sich im Vorfeld verständigt, die Noten wurden ausgetauscht, jeder übte für sich. Erst am Tag der Aufführung lernten sich die Künstler kennen. Und fanden sich: Unterbrochen von gemeinsam gespielter moderner und alter Musik brachten die jungen Weimarer in ihren Soli Bach, Reger und Dvorak so einfühlsam zum klingen, daß eine Besucherin gestand: „Ich hätte fast geheult!“
Am Samstag trat das Vuillaume-Ensemble alleine auf. Zu diesem Ensemble haben sich jene Münchner Cellisten zusammengeschlossen, die auf einem Instrument des berühmten französichen Geigenbauers Jean-Baptiste Vuillaume spielen. Der Cellist Franz Lichtenstern erläuterte das Programm: Französische und Münchner Komponisten quer durch die Jahrhunderte. Höhepunkt war ein „Countdown für vier Celli“ von Graham Waterhouse, der selbst mit auf der Bühne saß. „Standing Ovations“ waren der Dank, und das Ensemble wiederum bedankte sich mit dem „Schwan“ von Camille Saint Saens und einem Kompliment: „Ein unglaubliches Publikum!“ – so Graham Waterhouse.
Um das Cello solo ging es am Sonntag nachmittag, und damit um Bach. „Unter der Überschrift Johann Sebastian Bach – Vorbilder und Nachfolger – Kompositionen für Cello solo wollen wir die Zeitlosigkeit der Bachschen Musik erfahrbar machen, dem Fundament unserer Musik“ , erläuterte Franz Lichtenstern.
Der eigentliche Star aber war an diesem Nachmittag die Oberkirche selbst. Immer wieder hatten sich einzelne Mitglieder des Ensembles während des Konzertes unmerklich auf die Emporen geschlichen, um von dort mit dem Cello auf die Musik zu antworten wie aus fernen Welten. So erlebten die Besucher der Oberkirche etwas besonderes: In dieser Kirche kann das Prelude einer Suite, gespielt auf einem einzigen Cello auf der Empore des Chores, erklingen wie Toccata und Fuge auf einer Orgel. Deshalb soll es auch nächstes Jahr wieder Arnstädter Cellotage geben: „Der Auftakt ist geglückt, wir machen weiter!, so Jan Kobel vom Oberkirchenverein.
Für das Vuillaume-Ensemble steht fest: eine unglaubliche Kirche, ein unglaubliches Publikum, wir kommen wieder!